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Geografie

Vegetation

Obwohl die Umgebung von Klausen- Leopoldsdorf wie unberührtes Waldgebiet anmuten mag, wurde die ganze Fläche stark vom Menschen beeinflusst. Vom ursprünglichen Eichen- Linden-Mischwald ist nichts mehr übrig. Seit prähistorischer Zeit wurden Rotbuchen und Tannen bevorzugt, wobei die Tannen im letzten Jahrhundert einen starken Rückgang verzeichnen mussten, möglicherweise verursacht durch sauren Regen und hohen Wildbestand. Stellenweise wurde standortfremder Fichtenwald aufgeforstet. Neuerdings scheinen wieder verstärkt junge Tannen aufzukommen, die besser zu den Buchen „passen“. Geringere Anteile machen Hainbuche, Bergahorn, Feldahorn, Esche und Rotföhre aus.

Die in der Neuzeit urbar gemachten Flächen wurden zunächst sicherlich viel stärker durch Ackerbau genutzt als heute. Durch das bedauerliche Bauernsterben, das natürlich vor unserem Ort nicht Halt gemacht hat, sind nur mehr wenige Äcker übrig geblieben, die unter der hohen Wilddichte leiden. Die übrigen Flächen werden heute durch Grünlandwirtschaft genutzt. Auf den trockeneren Rücken überwiegen Trockenrasen, an den Hängen und besonders in den Mulden fette bis saure Wiesen. In der Nähe von Höfen und in Alleen gibt es Obstbäume (Birne, Zwetschke) und Salweiden („Palmkatzerln“).


Gewässernetz

In Klausen- Leopoldsdorf hat durch das Zusammenmünden mehrerer Bäche die Schwechat ihren Ursprung, die ab hier bereits eine ansehnliche Größe hat. Sie fließt nach Südosten durch Alland und Mayerling nach Baden, um bei Schwechat in die Donau zu münden. Von Norden kommen der Hainbach und der Agsbach, der noch die Zubringer Ranzenbach, Lengbach (von Hochstraß kommend) und Kleiner Krottenbach aufweist. Von Westen kommt der  Lammeraubach (Quelle unter dem Schöpfl beim Forsthof) mit den Zubringern Gaisrücken Bach und Riesenbach (der seinen Namen von den Holzriesen hat, das sind steile Holzrinnen zum Abtransport von Baumstämmen), von Südwesten der Große Krottenbach.

Das Holz aus dem ausgedehnten Waldgebiet, in dem Klausen- Leopoldsdorf liegt, wurde auf der Schwechat Richtung Wien transportiert. Dazu wurden in so genannten Klausen (von lateinisch claudere = verschließen) Seen aufgestaut, in die die Baumstämme geworfen wurden. War der Stausee mit Stämmen gefüllt, wurde die Klause geöffnet, und der ganze Schwall riss die Stämme mit sich (das kleine Bächlein allein wäre nämlich nicht in der Lage gewesen, diese Baumstämme zu transportieren). Die Hauptbachklause liegt knapp unterhalb von Klausen- Leopoldsdorf, während jeder der Quellbäche seine eigene Klause hatte (erhalten sind z.B. noch die Agsbachklause, die Lengbachlklause knapp vor Hochstraß, eine in Kleinkrottenbach, eine am Lammeraubach bei Untergrödl, die Schöpflklause und die Riesenbachklause).


Landformen

Klausen- Leopoldsdorf (Seehöhe 375 m) mit seinen verästelten Tälern und Gräben ist rundum von Höhenzügen eingerahmt. Im Norden stellt ein langer flacher Rücken, dessen höchste Erhebung der Jochgrabenberg (645m) ist, die Wasserscheide zur Tulln dar. Dort liegt auch Hochstraß (Seehöhe 558m ), wo die A21 mit einer ansehnlichen Steigung diese Wasserscheide überwinden muss. Im Nordwesten (beim Forsthof 564m) zweigt der bedeutend höhere Grenzkamm zum Triestingtal nach Südosten ab, beginnend im mehrgipfligen Schöpfl, der mit stolzen 893m der höchste Gipfel des Wienerwalds ist. Weiter geht es nach der Einsattelung „Rastbank“ (Straße nach St.Corona, Gde. Altenmarkt) über den Hirschenstein (785m) und den Großen Hollerberg (774m). Hier zweigt ein Seitenkamm nach Nordosten über Eigerin (674m) und Lammerauberg (648m) direkt nach Klausen- Leopoldsdorf ab; er trennt die Ortsteile Schöpflgitter / Riesenbach von Großkrottenbach. Der Hauptkamm verläuft hingegen weiter nach Südosten zum Rauchkogel (603m), von wo es weiter Richtung Hohen Lindkogel geht, dies allerdings bereits im Gemeindegebiet von Alland. Am Rauchkogel zweigt wiederum ein Kamm nach Nordosten ab, der aus dem Großen Kuhberg (658m), dem Dachsberg, der Wienerleiten (650m) und der Kirschleiten (617m) besteht. Dieser Kamm liegt auch schon zur Gänze in der Gde.Alland, rahmt aber optisch die Landschaft südlich von Klausen- Leopoldsdorf ein.

Vom Jochgrabenberg aus linksseitig der Schwechat fällt ein Kamm zum Hengstsattel (517m) ab, über den eine Straße nach Preßbaum ins Wiental führt. Er steigt dann wieder zum Steinplattl (649m) an und führt zum Kreuzeck (593m). Südlich davon spaltet er sich auf: ein Kamm verläuft über das Vordere Kreuzeck (578m) und den Mitterriegel direkt ins Ortszentrum; er trennt die Ortsteile Mitterriegel und Hainbach. Der zweite Kamm steigt zum Sattel „Geschriebene Buche“ (518m) ab, über den man nach Gruberau und Sulz (Gde.Wienerwald) gelangen kann. Weiter geht es über den Lichtriegel (544m) zum Hainbachberg (588m), Weidenbachberg und Hochbrand (569m), deren Abhänge nach Hauptbach zur Schwechat führen.

Die Kämme sind wegen der Beschaffenheit ihrer Gesteine (siehe unten) selten besonders schroff. Nur auf wenigen Anhöhen (z.B. Schöpfl) tritt Fels zutage. Sanfte Kuppen und flache Wannen herrschen vor. Sobald Quellen aus dem Gelände austreten, schneiden sich die Bäche steil in das Gelände ein und machen den Talgrund äußerst  unwegsam. Wo ein größerer Bach nur mehr wenig Längsgefälle aufweist, kann er mäandrieren, d.h. er pendelt ein weiten Schlingen rechts und links aus der Ideallinie aus. Es bilden sich auf der Kurvenaußenseite steile Prallhänge aus, wo der Bach sich immer weiter in den Hang frisst, während die Kurveninnenseite bedeutend flacher ist (Gleithang) und sich durch die geringe Strömungsgeschwindigkeit große Kies- und Sandbänke ablagern können (dies ist natürlich nur mehr in kulturlandschaftlich und wasserbaulich unberührten Abschnitten sichtbar). Alte (vermutlich aus der Eiszeit stammende) Prallhänge sind z.B. in der Lammerau sehr deutlich als steile, geschwungene Flanken südlich der Straße zu erkennen. Durch jahrtausendelanges Mäandrieren konnten sich die größeren Bäche (z.B. der Agsbach) eine breite Talsohle schaffen, die aber häufig wegen des geringen Höhenunterschiedes zum Bach durch Vernässung und Hochwassergefahr gekennzeichnet ist.


Gesteine – Geologie

Die Gemeinde Klausen- Leopoldsdorf liegt zur Gänze in der so genannten Flyschzone (von schwyzerdütsch „flyschen“ = „fließen“). Flyschgesteine sind durch eine Wechselfolge von Sandsteinen („Wienerwaldsandstein“) und Mergelsteinen oder Tonsteinen gekennzeichnet. Die Sandsteine (durch Kalk und Eisenverbindungen „zementierte“ Sande) sind recht hart und eher verwitterungsbeständig und treten daher auch gelegentlich (vor allem an Kuppen) an die Oberfläche. Die Mergelsteine (kalkhältige Tonsteine) und Tonsteine (verfestigte Tone)  hingegen verwittern sehr leicht und verlieren sofort ihre Festigkeit. Übrig bleibt „Gatsch“, eine leicht verformbare Masse, die man leicht kneten und wie Plastillin ausrollen kann. In diesem „Gatsch“ können natürlich auch die Sandsteine keinen Halt finden und die ganze Masse „fließt“ bei guter Durchfeuchtung langsam bergab – so kommt der schwyzerdütsche Name. Daher kann im Flysch (ganz im Gegensatz zum standfesten Kalkstein und Dolomitstein) auch eine gewisse Hangneigung nicht überschritten werden – in Bacheinschnitten kurzfristig über 30°, aber an längeren Hängen meistens 10°. Im Riesenbachtal (Schöpfl, Hirschenstein) und den angrenzenden Gräben sind es ausnahmsweise über 20°. Damit haben selbstverständlich Bauherren ihre liebe Not, wenn sie Böschungen herstellen oder große Lasten wie z.B. Brückenpfeiler fundieren wollen – sie müssen sicherstellen, daß nicht das ganze Bauwerk langsam (innerhalb von Jahrzehnten) oder auch mal schnell (innerhalb von Minuten) „abfährt“. Der Bau der A1 und der A21 war diesbezüglich ein sehr aufwendiges Vorhaben.

Eine weitere Auswirkung des Flyschgesteins betrifft den Grundwasserhaushalt. Die Mergelsteine und Tonsteine sind, unverwittert wie verwittert, extrem wasserundurchlässig. Das bedeutet, dass Regenwasser nur wenig in den Boden einsickern kann und bald wieder in einer Quelle zu Tage tritt. Das hat mehrere Konsequenzen: Schon bei mäßigen Regenfällen wird der Boden leicht „uferlos“. Schon bei kurzer Trockenheit wird der Boden wieder sehr trocken, vor allem auf Kuppenlagen. Die Wasserversorgung aus örtlichen Brunnen ist daher schwierig. In Schönwetterperioden führen die Bäche sehr wenig Wasser. Bei heftigen Regenfällen führen die Bäche ein Vielfaches der Trockenwetter- Wassermenge, bis zum Hundertfachen oder mehr. Man beachte das kümmerliche Wässerchen, dass als Wienfluß in Wien durch ein gigantisches Bett fließt – Doch dieses Bett wird alle 10 bis 20 Jahre voll. Auch die Schwechat kann bei Extremregenfällen plötzlich sehr schnell anschwellen und auch schon in Klausen- Leopoldsdorf ein reißender Fluss werden.

Woher kommt nun das Material für diesen Flysch? Am ersten Höhepunkt der Auffaltung der Alpen (zu Ende der Kreidezeit und zu Beginn des Tertiärs, also vor etwa 80 bis 50 Millionen Jahren) lag vor den Alpen eine Tiefseerinne, die sicher über 5000m tief war. Nach Norden erstreckte sich bis zum Waldviertel ein Meer. In dieses Meer mündeten Flüsse aus den jungen aufstrebenden Alpen, die viel Sand mit sich führten (die ganze Situation kann vielleicht ganz gut mit den heutigen Anden und der Pazifikküste verglichen werden). Die Sande lagerten sich in Deltas an der Küste ab (vergleiche die Mündung des Nils in Ägypten). Immer wieder wurde jedoch die „Stirn“ des Deltas gegen die Tiefseerinne zu steil, und ein gewaltiges Sandpaket donnerte unter Wasser in die Tiefe, eine richtige „Sandlawine“, nur eben im Meer. Zwar bremst das Wasser viel stärker als Luft, aber man darf nicht vergessen, dass der zur Verfügung stehende Hang viele Kilometer lang und mehrere Kilometer hoch war, da können auch unter Wasser Geschwindigkeiten von über 100km/h entstehen, wie an der heutigen Atlantikküste nachgewiesen wurde, wo bereits einige Transatlantikkabel abgerissen wurden.

Am tiefsten Punkt der Rinne kam die Sandlawine zum Stehen und lagerte sich als Sandschicht ab. Eine große Lawine erzeugte eine 50cm dicke Schicht, eine kleinere nur 10cm. Dann passierte hunderte oder tausende Jahre lang wieder nichts. Nur ganz feine Körnchen, die bei geringster Strömung lange im Meer in Schwebe bleiben können, rieselten langsam auf diese Sandschicht herab. Oft waren hunderte Jahre nötig, um 1cm von diesem feinen Schlamm abzulagern. Nicht nur mineralische Körnchen  schwebten zum Meeresgrund, sondern auch abgestorbene Meerestiere und Algen, und an denen fraßen sich Würmer und Nacktschnecken fett, die im Schlamm wühlten. Gerade und verschlungene Kriechspuren dieser Tiere sind die einzigen größeren Fossilien, die man heute im Flysch findet. Nach einiger Zeit hatte sich das nächste Flußdelta wieder zu weit zum Tiefseegraben nach vor gebaut und ging als neuerliche Sandlawine ab. Am Meeresboden bedeckte es den feinen Schlamm mitsamt der Würmer und Schnecken. Die gewaltigen Strömungen erzeugten mannigfaltige Rillen, Furchen und Dellen, die vom liegen gebliebenen Sand schließlich ausgefüllt wurden. Auf der Unterseite eines Sandsteinpakets findet man daher oft die Abdrücke („Negative“) dieser Dellen und Furchen als Höcker und Grate. So lagerten sich im Laufe vieler Millionen Jahre viele Wechselfolgen von Sandpaketen und Schlammschichten ab.

Mit der Zeit verfestigte sich der Sand zu Sandstein und der Schlamm zu Mergelstein und Tonstein (je nach Kalkgehalt). Der ältere Anteil der Flyschgesteine wird im nördlichsten Gemeindegebiet „Altlengbacher Schichten“ genannt, der jüngere „Greifensteiner Schichten“ (nach dem Ort an der Donau zwischen Klosterneuburg und Tulln) – Beide in der Karte grün gehalten. Im mittleren und südlichen Gemeindegebiet stehen Laaber Schichten an (nach dem Ort Laab im Walde, Bez.Mödling), die man in die ältere Hoisformation (In der Karte braun gehalten– nach dem Gehöft Hois am Coronabach-, quasi gleich „hinter“ dem Hirschenstein) und die jüngere Agsbachformation (diesen Bach kennen wir ja schon) – In der Karte gelb gehalten – gliedern kann, sowie die darunter liegende Kaumbergformation, die wegen ihres geringen Sandsteinanteiles leicht erodierbar ist – In der Karte Olivfarben gehalten. Diese Gesteinsarten im Gelände zu unterscheiden bereitet aber selbst Spezialisten Schwierigkeiten. Allerdings sind die Hoisschichten durch einen deutlich höheren Anteil von Sandstein auf Kosten von Tonstein gekennzeichnet, sodass sie der Abtragung einen höheren Widerstand entgegensetzen und steilere Hänge erlauben, als die tonig-mergeligen Agsbachschichten. Das erklärt auch, warum der Schöpfl, der Hirschenstein und der Große Hollerberg, die allesamt aus Gesteinen der Hoisformation bestehen, schon ein wenig Mittelgebirgscharakter haben.

Vor etwa 40 bis 30 Millionen Jahren jedoch kam es durch den Aufprall der Afrikanischen Kontinentalplatte zum zweiten Höhepunkt der Alpinen Gebirgsbildung. Dabei drückten die im Süden gelegenen Kalkalpen – In der Karte blassviolett gehalten – mit unvorstellbarer Kraft die Flyschgesteine nach Norden und verfalteten sie dabei. Ursprünglich waagrecht gelagerte Schichten wurden schief gestellt und gebogen. An Schwachstellen oder besonders stark beanspruchten Stellen rissen Gesteinspakete überhaupt durch und schoben sich als so genannte „Decken“ übereinander. Schließlich wurde im Laufe der letzten paar Millionen Jahre der gesamte Alpenkörper senkrecht hochgehoben, in unserer Gegend etwa 500 – 700m. Die Donau und ihre Seitenflüsse fraßen sich in die Gesteine hinein und erniedrigten die Berge wieder. In unserer Gegend muss man damit rechnen, dass vielleicht 500m bis 1000m Gestein bereits abgetragen und nach Ungarn und ins Schwarze Meer verfrachtet wurden.

In unserem Gebiet gibt es nun zwei Hauptdecken: die südliche heißt „Laaber Decke“, die nördliche „Greifensteiner Decke“ (siehe oben). Die Deckengrenze verläuft zwischen Hochstraß und Klausenleopoldsdorf, nämlich vom Hengstlsattel über Ranzenbach, südlich des Hundsbergs vorbei, durch die Schüttleiten, und südlich des Hollerriegels an den Fuß des Schöpfls. Der Schöpfl, der Hirschenstein, Große Hollerberg, Lammerauberg, Wienerleiten, der Hainbachberg, das Steinplattl gehören zur Laaber Decke, Forsthof, Schlottleiten, Hasenriegl, Hochstraß und der Jochgrabenberg zur Greifensteiner Decke.

An der Naht zwischen diesen beiden Decken wurden aus der Tiefe Gesteine emporgeschürft, die nicht zur Flyschzone gehören. Es handelt sich um Gesteine wie Kalksteine und Mergelsteine, die ursprünglich nördlich der Tiefseerinne abgelagert wurden. Diese Gesteine wurden allerdings zwischen der Laaber und der Greifensteiner Decke zerquetscht und zerrieben und werden daher von Bächen bevorzugt ausgeräumt. Daher tritt diese Nahtzone deutlich als Furche zwischen dem Hengstlsattel und dem Schöpfl in Erscheinung – In der Karte rosa gehalten. Aufmerksame Sammler können dort das eine oder andere Stück weißen Kalkstein finden, was im Sandsteinwienerwald durchaus etwas Besonderes ist!

Diese Animation soll schematisch die Ablagerung von Flyschgesteinen erklären. Vom Kontinent (rot) bringen Flüsse (dunkelblau) große Mengen von Sand (oliv), die sie am Kontinentalrand als steilen Hang ablagern (beachte: Abbildung stark überhöht!). Gleichzeitig werden im offenen Meer (hellblau) über der ozeanischen Erdkruste (lila) sehr langsam aber stetig feine (tonige) Schwebstoffe (grau) abgelagert. Wenn der Hang zu steil wird, donnert eine Sandlawine hangabwärts und lagert sich am Hangfuß auf den Tonen (grau) ab. Die Sandschicht (oliv) ist am Hangfuß am mächtigsten und wird meerwärts dünner.

Bericht erstellt von Hrn. Christof Kuhn. Weitere Informationen finden Sie hier.

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